An eine Quelle. 1760.

 

Du kleine grünumwachsne Quelle,

   An der ich Daphne jüngst gesehn!

Dein Wasser war so still! so helle!

   Und Daphne´s Bild darin, so schön!

O, wenn sie sich noch mal am Ufer sehen läßt,

So halte du ihr schönes Bild doch fest;

Ich schleiche heimlich denn mit nassen Augen hin,

   Dem Bilde meine Noth zu klagen;

Denn, wenn ich bey ihr selber bin,

Denn, ach! denn kann ich ihr nichts sagen.

 

Anm.: Matthias Claudius´ nachweislich ältestes Gedicht aus dem Jahr 1760,  erstmals gedruckt 1763 in "Tändeleyen und Erzählungen". Er übernimmt das Gedicht 1775 als einziges in seine Sämtlichen Werke des Wandsbecker Bothen I./II. Teil . U. a. vertont von Joseph Martin Kraus (1756-1792) und Franz Schubert (1797-1828).