Kriegslied

 

's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
         Und rede du darein!
's ist leider Krieg - und ich begehre
         Nicht schuld daran zu sein!

 

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
         Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
         Und vor mir weinten, was?

 

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
         Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
         In ihrer Todesnot?

 

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
         So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
         Wehklagten über mich?

 

Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöten
         Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammleten, und mir zu Ehren krähten
         Von einer Leich' herab?

 

Was hülf mir Kron' und Land und Gold und Ehre?
         Die könnten mich nicht freun!
's ist leider Krieg - und ich begehre
         Nicht schuld daran zu sein!

 

 

(1779/1783, Sämtliche Werke IV. Teil)